Heute früh um 08:30 Uhr hatte ich einen Termin beim Arzt, da mir seit gut einer Woche Kopfschmerzen / Migräne die Birne aufweichen. Ob es tatsächlich Migräne ist kann ich nicht sagen, weil ich sowas in dieser Art noch nie hatte. Auch Kopfschmerzen sind mir ansonsten fremd. Nach dem Arztbesuch von heute morgen bin erstmal auch nicht viel schlauer als vorher.
Die Birne schmerzt noch immer, wenn auch nicht mehr so heftig wie letzte Woche. Ich fange nun aber mal von etwas weiter vorne an. Also heute morgen – mal wieder – perfekt pünktlich um 08:30 Uhr bei dem Arzt auf der Matte gestanden. Achja, wie ich zu dem Arzt kam, also nicht mit dem Bus, Auto oder zu Fuß sondern wieso gerade dieser Arzt, das muss ich vielleicht ersteinmal näher erörtern. Wie an anderer Stelle in diesem Blog schon geschrieben, habe ich meine persönliche ID (norwegische Sozialversicherungsnummer) vor über einer Woche erhalten. Diese Nummer eröffnet einem ersteinmal Tür und Tor zu diversen Dienstleistungen (Arztbesuch, Bankkonto eröffnen etc.). Mit der persönlichen ID habe ich mich im Internet auf einer spaziellen Netzseite des Gesundheitswesens gestern eingeloggt und denn umgehend eine Liste zu sehen bekommen mit allen Allgemeinärzten in Bodø. Die Liste zeigt diverse Informationen über den Arzt an (Name, Adresse, Patietenzahl und über wieviele offene Patientenplätze der Arzt noch verfügt). Ich musste mir also einen Arzt suchen bei dem keine 0 (Null) in der letzten Spalte vermerkt war. Null bedeutet das dieser Arzt keine freien Kapazitäten mehr hat. Natürlich stand bei einem Arzt aus diesen Stadtteil hier auch eine 0 in der letzten Spalte. Egal. Ich habe mich letztendlich für einen Doktor entschieden der nur noch wenige Plätze frei hatte, weil ich mir dachte das es vielleicht ein gutes Zeichen sei. Man könnte aber generell freie Plätze auch als ein Indiz dafür nehmen das ein Arzt vielleicht nicht so gut ist. Naja meine Wahl – und der erste Eindruck zählt ja bekanntlich sehr viel – sollte die richtige gewesen sein.
08:30 Uhr stand ich also auf der Matte beziehungsweise saß ich im Wartezimmer des Medizinmannes. Achja, auch in Norwegen muss man, wie in Deutschland, „Eintrittsgeld“ (aka Praxisgebühr) bezahlen. Ich babe 173 NOK auf den Tisch des Herren legen müssen (wer es in EUR umrechnen will, einfach durch 8 teilen). Hier wurde jedoch nicht wie in deutschen Landen gleich beim betreten des Voodootempels von einem schlecht gelauten Kettenhund darauf verwiesen, dass man zu latzen hat bevor der Dotore überhaupt einen Blick auf den Patienten wirft. Ich habe beim verlassn der Praxis gezahlt. Auf jeden Fall, war früh bei Zeiten in dem Wartezimmer nichts los. Zwei Damen und meiner Wenigkeit waren die einzigen Gäste die sofort nach Praxisöffnung am Start waren. Die beiden kamen auch noch nach mir, und ich war gerade einmal 3 Minuten zu früh dran. In Deutschland unvorstellbar. Öffnet ein Medizinmann seine Praxis um 08:30 Uhr bei uns, denn stehen die ersten Freaks, meistens Rentner die eh alle Zeit der Welt haben (sollten) schon um 06:45 Uhr (ab sechsuhrfünfundvierzig wird sich auf den Arztbesuch eingeshossen!) auf der Matte um ja die ersten zu sein die drankommen, denn Rentner muss ja schnell wieder Heim um andere wichtige Sachen zu erledigen. Ist klar, nech!
Anyway, ich wurde denn nach kurzer Wartezeit von dem Doktor – wie die beiden Damen vor mir auch – abgeholt. Auch hier läuft das anders ab wie bei uns. Bei uns kommt es ja leider zuoft vor, dass unterbezahlte und unbefriedigte Schrullen die Patienten in einem Ton aufrufen, dass man fast denken mag man befindet sich in einem Schlachthaus. Der Mediziner sprach mich nun – wie auch nicht anders zu erwarten war – auf norwegisch an. Als ich zu erkennen gab das meine Norwegischkenntnisse noch immer nur rudimentär sind, redete er dennoch auf norwegisch weiter. Da dachte ich mir schon das es irgendwie lustig werden würde (achja, in der oben genannten Ärzteliste kann man zweimal im Jahr den Arzt wechseln, nach dem zweiten Wechsel muss man dann für den Rest des Jahres bei dem zuletzt gewählten Doktor bleiben) und umgehend schoss mir in den noch immer leicht schmerzenden Kopf der Gedanke des Arztwechsels. Im Behandlungszimmer jedoch wendete sich das Blatt schlagartig. Er frage mich auf English welche Sprache ich bevorzugen würde und ob ich Deutscher sei, weil mein Name so klinge. Ich antwortete ihm das englisch klar ginge. Daraufhin wechselte er nicht ins englische sondern in perfektes Deutsch. Woohoo! Was will man mehr?! (Er ist aber Norweger) Die ganzen knapp 50 Minuten die ich bei ihm im Behandlungszimmer verweilte sprachen wir denn nur auf deutsch. Das kam mir nur recht, denn ich konnte mein Problemsomit perfekt schildern. 50 Minuten, eine lange Zeit, aber man muss bedenken das er rein garnichts über mich wusste und er deswegen auch ersteinmal ein paar andere, generelle, Daten über mich abfragte. Dennoch, ich glaube so lange habe ich noch nie in einem Behandlungszimmer zusammen mit einem Arzt gesessen, auch nicht beim ersten Arztbesuch in Merseburg, wo der neue Arzt ja auch absolut nichts über mich wusste (der Arzt in Merseburg ist im übrigen Schwede; cooler Typ). Nungut, Geschichte erzählt, Blut abgezapft und Urin abgegeben und denn den Voodootempel verlassen.
Ein wirklich angenehmer Morgen. Ich hoffe zwar das ich nicht noch öfters einen Arzt brauche, aber wenn es denn sein muss, denn gehe ich wieder – mit bleibt ja keine andere Wahl – zu diesem.